Der Winter kann kommen!

Liebe Imker/innen,

die meiste imkerliche Arbeit für dieses Jahr ist erledigt. Die Schwarmzeit, die Honigernte, Varroabehandlungen und das Auffüttern liegen hinter uns. Vielleicht auch ein paar unvorhergesehene, uns stressende Ereignisse wie z. B. ein Königinnenverlust. Das liegt in der Natur unseres schönen Hobbies.

Auch die Vereinsbienenvölker sind für den Winter vorbereitet. Der Honig ist fertig abgefüllt (siehe unten). Herzlichen Dank an dieser Stelle an Peter Pfanzelt, Sabine Mack sowie die Jungimker/innen, die in diesem speziellen Jahr die notwendige Arbeit geleistet und so das Vorstandsteam entlastet haben.

Die Tage werden kälter und wir haben die Hoffnung, dass unsere sechsbeinigen Mädels mit ihrer Frauen-Power die besten Rahmenbedingungen für die kalte Jahreszeit in ihren Kisten haben.

In diesem Imkerbrief geht es um unseren Vereinsbienenstand im Deuringer Wald, wild lebende Bienenvölker und wissenschaftliche Untersuchungen, die den Diskussionen bezogen auf imkerliche Königinnenvermehrung und -zucht neue Aspekte liefern können. 

Viel Spaß beim Lesen wünscht das Vorstandsteam!


Der Vereinshonig ist im Glas

In diesem Jahr konnten wir insgesamt knapp 30kg Honig aus unseren Vereinsvölkern ernten.

Nachdem in den letzten Jahren stets das Einheitsglas des Deutschen Imkerbunds für den Vereinshonig verwendet wurde, erscheint ab diesem Jahr unser Honig in einem neuen Gewand.

Für unseren in diesem Jahr von Sabine Mack und Peter Pfanzelt fachgerecht geschleuderten sowie von Axel Vogt perfekt cremig gerührten Blütenhonig (Herzlichen Dank an dieser Stelle für die geleistete Arbeit!), wurden erstmals 500g-Neutralgläser mit eigenen Etiketten verwendet. Diese wurden - wie auch schon das neue Vereinslogo und der Infoflyer - von Matthias Bumiller für uns kostenfrei entworfen.

Wir erhoffen uns mit der geänderten Verpackung einen höheren Wiedererkennungswert für unseren Honig als Qualitätsprodukt.


Der "vergessene Bienenstand"

Versteckt im Wald zwischen Stadtbergen und Deuringen befindet sich unser zweites Vereinsgelände.

Wenn man an den Pferdekoppeln beim Ziegelstadel vorbei Richtung Westen, den "Deutschen Schäferhundverein" rechts liegen lassend, bergauf in den Wald läuft, findet man linker Hand einen verdeckten abzweigenden Weg. Diese buckelige, kurvige, übrigens nur mit einem geländegängigen Auto mit größerer Bodenfreiheit befahrbare Spur, führt nach circa fünfhundert Metern vorbei an mächtigen Buchen zu einem mit Maschendraht umzäunten etwas verwunschenem Gelände. Der Zugang zum Gelände ist mit zwei Gittertoren und einer schweren Kette verschlossen.

Zu sehen sind zwei Holzhütten (Bienenhäuser), an denen offensichtlich der Zahn der Zeit nagt und ein Bienenfreistand, der von einem riesigen Holzstapel verdeckt ist.

Wenn man ungestört allein im Wald stehen und seine Ruhe haben möchte, dann sind die Chancen hier besonders gut.

Auf den Hüttendächern thronen alte leere Bienenbeuten, die unser Vereinsmitglied Hans-Joachim Heffele als Nistmöglichkeit für Hornissen hochgehievt hat. Hans-Joachim schaut hier immer mal wieder nach dem Rechten und betreut noch ein bis zwei Bienenvölker, denen es hier im Wald ganz gut gehen soll.

Aufgrund von Geldmangel wird die eigentliche andere Zufahrt, die im Laufe der Jahre von der Natur eingenommen wurde, von der Forstverwaltung nicht geräumt, so dass es schwierig ist, Beuten bzw. Zargen hin- und herzutransportieren.

Schwer zu sagen, ob in nächster Zeit dieser Weg wieder frei sein wird und das Waldgrundstück wieder eine Rolle als attraktiver Platz für Ableger oder Wirtschaftsvölker spielen kann. Seit dem letzten Jahr ist für das Gebiet ein anderer Förster zuständig. Mal schauen, ob dieses Grundstück, das dem Verein einst kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, irgendwann eine Renaissance erleben wird.

Vielleicht wagt ihr auf einem Eurer kommenden Herbst- oder Winterspaziergänge einen Abstecher zu unserem Waldbienenstand. Unten auf der Karte ist der Standort des Geländes mit einem roten Punkt versehen. Viel Glück bei der Suche!

 


Neues vom BEEtree-Monitor

Aus dem Wildtier Westliche Honigbiene wurde über die Jahre hinweg langsam ein reines Nutztier der Erwerbsimker/innen oder Haustier der Hobbyimker/innen.

Aber neben den Bienenvölkern, die wir Imker/innen halten, gibt es auch einige Bienenvölker, die meist unbemerkt ohne Imker im Wald oder auch in der Stadt leben und überleben. Im Ökosystem Wald bilden diese wild lebenden Bienenvölker einen wichtigen Bausteine als Wildtiere. Städte und stadtnahe Regionen bieten durch ihre Vielfalt an Nistmöglichkeiten, Reichtum an Blühpflanzen, geringen Pestizideinsatz und mildere Winter gute Voraussetzungen.

Imker/innen versuchen ihren Bienen bestmögliche Bedingungen zu bieten und können von der natürlichen Selektion profitieren, die bei wild lebenden Bienenvölkern greift.

Die wild lebenden Bienenvölker rücken verstärkt ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses (siehe beetrees.org).

Aktuell werden von Wissenschaftlerteams vergleichende Gesundheitsstudien betrieben. Es wurden mehr als 100 Völker beprobt und im Labor auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Eine Hälfte der beprobten Völker werden von Imker/innen betreut, während die anderen Völker ohne imkerliche Einflüsse in Höhlenbäumen oder hohlen Gebäude-strukturen leben. Per Genanalyse werden die Bienen auf Pathogene (Viren, Pilzsporen usw.) unter- sucht, um mögliche Unterschiede der Gesundheit von beimkerten und wild lebenden Bienenvölkern ausfindig zu machen.

Vom Bayerischen Fernsehen gibt es hierüber einen kurzen Beitrag von acht Minuten: https://www.br.de/mediathek/video/bayern-erleben-das-magazin-wildes-bayern-wo-steckt-die- wilde-honigbiene-av:5efaec13ad9e9f001b9fd3f0

Einen Einblick ins Beelining, dem Suchen und Finden von versteckten Bienenvölkern im Wald zeigt folgender Beitrag: https://www.ardmediathek.de/swr/video/natuerlich/sensation-wilde- honigbienen-im-wald-entdeckt/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEyNzg1Njc.

Honigbienen - geheimnisvolle Waldbewohner

In diesem Jahr ist zu diesem Thema auch das sehr empfehlenswerte Buch "Honigbienen-geheimnisvolle Waldbewohner" vom bekannten Bienenforscher Jürgen Tautz mit eindrucksvollen Bildern des Naturfotographen Ingo Arndt erschienen.


Umlarven sinnlos?

Laut chinesicher und australischer Wissenschaftler legen Königinnen unserer westlichen Honigbiene in Königinnen-Zellen größere Eier als in Arbeiterinnen-Zellen.

Da die Größe des Eis sowohl die Gen-Expression als auch das spätere Gewicht der ausgewachsenen Königin beeinflusst, sollten sich Imker Gedanken darüber machen, inwieweit Umlarven wirklich sinnvoll ist.

Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler aus China und Australien macht das Umlarven insofern keinen Sinn, da die Königinnen schlichtweg anders ausfallen.

Eigröße und -gewicht beeinflussen die Entwicklung der künftigen Königin und Königinnen legten in dem Versuchsaufbau in Königinnen-Zellen signifikant größere und schwerere Eier als in den Arbeiterinnen-Zellen. 

Zwei Tage nach der Eiablage haben die Forscher die gelegten Eier - sowohl aus den vorbereiteten Königinnen- als auch den Arbeiterinnen-Zellen (und Arbeiterinnen-Larven aus Arbeiterinnen-Zellen) - in künstliche Königin-Zellen überführt. Die Königinnen wuchsen ab diesem Zeitpunkt in einer identischen standardisierten Umgebung auf.

Die ausgewachsenen Königinnen aus den Eiern der Königinnen-Zellen waren schwerer und besaßen mehr Ovariolen, was auf eine Abhängigkeit von der Eigröße für die Morphologie der erwachsenen Königinnen hinweist.

Analysen der Genexpression identifizierten mehrere signifikant unterschiedliche Gene. Dazu gehörte eine unverhältnismäßig große Anzahl von Genen, die an Hormonsignalen, der Körperentwicklung und den Immunwegen beteiligt sind, eigentlich Schlüsselmerkmale zwischen Königinnen und Arbeiterinnen.

Honigbienen der unterschiedlichen Kasten entstehen demnach nicht nur umweltbedingt, sondern unterliegen auch einem starken genetischen Einfluss. Die Ernährung junger Larven bewirkt zwar eine Kastendifferenzierung, doch die Tatsache, dass die Eigröße die Morphologie und Physiologie neuer Königinnen beeinflusst, zeigt auch die Abhängigkeit von der Königin bei der Eiablage.

Die tatsächliche Leistung der Königinnen haben die Forscher jedoch nicht untersucht.

Mehr Informationen im Internet unter:
A Maternal Effect on Queen Production in Honeybees