Faulbrut-Sperrgebiet in Augsburg
Nun ist es seit Freitagabend offiziell:
Frau Dr. Astrid Krischak, die Leiterin vom Veterinäramt Augsburg, hat uns über die aktuelle Lage informiert. Es gibt jetzt ein Sperrgebiet wegen der Bienenseuche Amerikanische Faulbrut (AFB).
Am vorletztem Wochenende wurden Völker in Haunstetten mit klinischem Befall festgestellt. „Klinischer Befall“ bedeutet, dass das Veterinäramt den Befall der Brut bei der Kontrolle des Brutfeldes entweder an Hand des bei Faulbrut typischerweise zurück bleibenden Schorfes oder aber sogar an Hand von fädenziehender Masse in der Bienenbrut feststellen konnte.
Die Augsburger Veterinäre haben im 1km Radius um die Funde mitlerweile auch alle Imker*innen kontaktiert und die dort bekannten Stände beprobt. Weitere Maßnahmen starten am Montag, dann wird auch eine Allgemeinverfügung für einen größeren Bereich erlassen und offizielle Maßnahmen bekannt gegeben.
Was bedeutet nun die aktuelle Situation für Euch?
- Bitte unbedingt Eure Völker und Ableger am jetzigen Standort stehen lassen! Bittet auch alle anderen Imker*innen, die in der Nähe stehen und bisher noch nicht vom Amt kontaktiert wurden, derzeit keine Völker mehr zu verstellen.
- Falls noch nicht geschehen meldet ALLE Eure Standorte beim Veterinäramt. Gerade im Seuchenfall ist es extrem wichtig, dass das Amt aktuelle Kontaktdaten für euch hat und über jeden einzelnen Stand (und sei er noch so klein / ein Ausweich- und Ablegerstandort) bescheid weiß. Durch das Melden der Standorte beim Veterinäramt entstehen keine Kosten, ihr schützt euch lediglich selbst (und alle anderen Imker*innen um euch herum) in einem Fall wie aktuell. Wer das noch nicht getan hat (auch weit außerhalb des aktuell betroffenen Gebietes, als Maßnahme für die Zukunft), kann dies auch jetzt noch nachholen ohne dass es irgendeinen Schaden oder gar eine Strafe nach sich ziehen würde!
- Anmelden einfach via Online-Formular: https://formular-service.augsburg.de/intelliform/forms/stadt_augsburg/extern/323/extern/323/nutztierhaltung_anzeige/index
Auch eine Abmeldung von Standorten, die nicht mehr genutzt sind, erspart den Behörden viel Zeitaufwand, der sinnvollerweise für bestehende Völker genutzt werden kann.
- Euer Imkermaterial nur an einem Standort verwenden und nicht zu anderen Ständen wechseln. Imkereimaterial d. h. Stockmeisel, Rähmchen mit und ohne Honig(!) , etc. auch Kleidung könnten mit Faulbrutsporen kontaminiert sein. (Die Faulbrutsporen sind nur durch Flamme oder Chemiekeule (Soda – bei Kleidung reicht das Waschen in der Wäsche mit ausreichend Waschmittel (enthält Soda)) unschädlich zu machen. Kochendes Wasser reicht nicht aus!)
- Schwärme im Sperrgebiet müssen dort verbleiben! Schwärme müssen auf neues, seuchenfreies Material nur mit Mittelwänden aufsetzt werden. Bereits ausgebaute Mittelwände dürfen nicht verwendet werden, da hier die Sporen wieder vermehrt werden!
- Bitte seht von gemeinschaftlichen Schleuderaktionen ab und leiht euch wenn irgendwie möglich keine Ernte-Materialien!
Gemeinschaftliche Schleuderräume nicht nutzen! Oder nur, wenn gewährleistet ist, dass sämtliche Waben von Völker weit weg vom Ausbruchsgebiet stammen, alternativ von kürzlich negativ beprobten Völkern stammen. Eine normale Reinigung des Raumes reicht nicht aus und die Sporen sind so leicht, dass sie mehrere Tage in der Luft schweben. Gemeinschaftliches Schleudern kann möglich sein, wenn alle beteiligten eine negative Futterkranzprobe vorlegen können – oder fern ab der kritischen Zone liegen.
- Geernteter Honig könnte mit Faulbrutsporen belastet sein! Für den menschlichen Verzehr ist das kein Problem. Aber als Bienenfutter ist er nicht geeignet!
- Wachs aus Sperrgebiet könnte ebenfalls mit Faulbrutsporen belastet sein und muss zur Wiederverwendung entseucht werden! Es kann z. B. bei der Firma Tyroller entseucht und umgearbeitet werden. Lt. seiner aktuellen Auskunft wird das Wachs bei ihm entseucht, sollte aber trotzdem entsprechend gekennzeichnet sein. Er bittet allerdings darum, Wachs aus AFB-Gebieten nach Möglichkeit gesammelt bei ihm umarbeiten zu lassen. Hierzu werden wir uns in den nächsten Wochen noch absprechen, weitere Infos folgen.
- Es ist weiterhin eine Selbstverständlichkeit Waben nicht offen rumstehen zu lassen. Auch wenn es schön ist, andere Tiere beim Fressen zu beobachten – die Wahrscheinlichkeit der Verbreitung der AFB durch solche Praktiken ist höher als der Wert der Beobachtung!
Nur wenn diese Regeln eingehalten werden, haben wir Imker*innen gemeinsam mit den Veterinären eine Chance, diese ansteckende Seuche für unsere Bienen in den Griff zu bekommen.
Warum hat es nach Bekanntwerden der Problematik so lange gedauert bis ein Sperrgebiet ausgerufen wurde?
Da für die Allgemeinverfügung und damit einhergehende Sperrbezirke ein festgestellter Verdacht zum tatsächlichen Ausbruch werden muss (statt nur einem der beiden Merkmale „Sporenfund in Futterkranzprobe“ oder „Klinisches Brutfeld“) und die Proben im Labor in Petrischalen wachsen mussten, hat sich seit der ersten Ankündigung alles um ca. 2 Wochen verzögert. Das Ergebnis der Laboruntersuchung wurde dem Veterinäramt erst am Freitag mitgeteilt.
Welche Maßnahmen erfolgen im Sperrgebiet?
Sämtliche Maßnahmen werden vom Veterinäramt Augsburg unter der Leitung von Dr. Krischak angewiesen!
Die örtlichen Bienensachverständigen (Martin Winter, Andreas Pflumm, Andreas Thiel, Thomas Tabbert, Stefan Schuster und Rainer Holzapfel) werden soweit möglich die notwendigen Maßnahmen unterstützen, dürfen aber nur auf Anweisung und nach den Vorgaben des Veterinäramts handeln.
Typische Bekämpfungsmaßnahmen:
Die Bienenseuchenverordnung ist die rechtliche Grundlage für die Durchgeführung von Maßnahmen. In ihr enthalten sind auch imkerliche Regeln im Zusammenhang mit der Seuche. https://www.gesetze-im-internet.de/bienseuchv/BJNR005940972.html
Auf der Webseite der LWG findet ihr mehr Infos zur Seuchenbekämpfung bei amerikanischer Faulbrut: https://www.lwg.bayern.de/bienen/krankheiten/130611/index.php
Wir bitten um euer Verständnis und eure Mithilfe beim Schutz unserer Bienenvölker und der Seuchenprävention.
Euer Vorstandsteam
Imkerverein Augsburg-Pfersee e.V.
Wir halten Euch selbstverständlich weiterhin auf dem Laufenden…
|